Sterne leuchten in der Nacht. Kleine helle Gebilde, die Hoffnung schenken. Ein Stern, der vom Himmel fällt als Sternschnuppe, gewährt dem Beobachter einen Wunsch. Die Sterne am Himmel können wir nicht hören, wir können sie nur sehen.

Auch die Sterne, oder Sternchen, um die es hier geht, bleiben stumm. Schlimmer noch! Sie machen sich hörbar in einer Lücke bemerkbar. Da ist von Hörer innen die Rede, von Künstler innen oder Täter innen. Dass mir dieser Klang sehr befremdlich war und ich bei jeder dieser Lücken zusammengezuckt bin, ist noch gar nicht lange her. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Was wohl damit zu tun hat, dass ich seit einigen Wochen wieder mehr mediales Futter konsumiere, und da gehört diese Form des Genderns momentan zum guten Ton. Und mehr noch – ich habe sogar meine Haltung abgelegt, dieses umständliche Gebärden sinnlos bzw. überflüssig zu finden.

Das passiert nämlich schnell mal, weil Probleme heutzutage gern an Punkten angegangen werden, an denen sie am wenigsten wehtun. Was den Unmut einer Kollegin letztens hervorrief, als wir darüber philosophierten. Dass an der Oberfläche Gleichberechtigung in Deutschland offiziell groß geschrieben wird, oder eben mit Lücke und Sternchen. Aber Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern immer noch zum Alltag gehören, in kleinen Nadelstichen wie Beleidigungen, Anzüglichkeiten oder groben Übergriffen und Benachteiligungen Privat, ebenso im Beruf.

Kann Sprache allein das überwinden? Sicher nicht, aber die Lücke, setzt auf jeden Fall ein Zeichen. Sie macht auf die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern aufmerksam, macht sie sichtbar. Zum Glück kommt im Geschriebenen das Sternchen, ein Hoffnungsschimmer, ein Brückenschlag hinzu! Es gibt einen Ansatz für eine Verbindung. Und es ist ja ein Vorschlag, keine Verpflichtung. Oder doch… die Verpflichtung für mehr Bewusstsein und Achtsamkeit kann ich darin schon herauslesen.

Auch ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich die Idee einer geschlechtergerechteren Sprache in mein Schaffen einbringen kann. Ich bin an keine Vorgaben gebunden, außer an meinen eigenen Anspruch. Und sehe die ganze Debatte als Anregung mit Sprache zu spielen und sie zu erweitern. Zum Beispiel versuche ich Sätze mit „man“ zu vermeiden, hier und da durch „frau“ oder „mensch“ zu ersetzen. Er oder sie als Varianten statt, nur er. In Songs beginne ich, männliche und weibliche Formen nebeneinander zu verwenden. In Ansprachen setze ich mal die weibliche, mal die männliche Form zuerst. Oft verwende ich das Wort Mensch, das für mich jeden einschließt, unabhängig von einer Geschlechteridentität.

Meinen Satz vom Anfang muss ich übrigens noch korrigieren, fällt mir gerade auf: Ein Stern, der vom Himmel fällt als Sternschnuppe, gewährt dem Menschen, der diesen sieht, einen Wunsch.

Ich weiß, was ich mir wünschen würde.

Mein Song zum Thema:


… aber, oder, und… – Schreib mir gern deine Gedanken und Erfahrungen: info@janaberwig.de