Krisen der Weltgesellschaft nehmen zu, so eine unumstößliche Feststellung der täglichen Presse. Ich erinnere mich noch gut an die Flüchtlingskrise, die nach wie vor schwelt. Da ist die Corona-Pandemie, unzählige Berichterstattungen über Infektionszahlen und Kontakt-Beschränkungen halten uns dazu in Schacht. In Afghanistan wird eine Krise mit internationaler Beteiligung offengelegt und medial aufgearbeitet, während darüber die Klimakrise in der Wahrnehmung derzeit in den Hintergrund tritt. Und das ist immer noch erst der Anfang.

Mich persönlich überfordert das total. So viel kann ich gar nicht verarbeiten und mitfühlen. Als Einzelperson habe ich außerdem nur begrenzt Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Ich dachte immer, dafür gibt es eine Regierung und Abgeordnete, die unsere Anliegen repräsentieren und sich für diese einsetzen. Aber ich nehme momentan vor allem Repräsentanten und Repräsentantinnen dieser Krisen wahr. Vielleicht sind sie selbst überfordert. Sie reagieren jedenfalls verhalten und taktisch im Kampf um Wahl-Stimmen. Und nicht so, wie es für einen Umgang mit Krisen angemessen wäre. Ihnen fehlt Vertrauen, Bürgerinnen und Bürgern Aufrichtigkeit zuzumuten. Und wir verlieren das Vertrauen, wenn wir diese Abgesandten zwar die Krisen bestätigen hören, allerdings ohne konsequenten Umgang damit. Eine Lose-Lose-Situation.

Manchmal habe ich richtig Bauchschmerzen und eine echte Zukunftsangst. Ich schaue aus dem Fenster und frage mich, wann das Dach über mir zusammenbrechen wird, bildlich gesprochen. Zum Glück gibt es Lichtinseln, Menschen, die ich in solchen Situationen kontaktieren kann. Also habe ich eine Freundin angerufen, von der ich weiß, dass sie Antworten hat, die mich wieder einnorden können. Wir haben darüber gesprochen, das wir im Kleinen eben doch etwas anders machen können. Ein Bewusstsein für uns selbst schulen und eine Offenheit anderen Menschen gegenüber bewahren können, unabhängig von den Umständen. Und sind darauf gekommen, dass wir ja damit vielleicht doch irgendwie etwas bewirken können, auch in größeren Zusammenhängen. So wie ein Kettenbrief oder ein Schneeball-Effekt.

Meine Freundin sagte mir auch, dass sie sich schützt, indem sie keine Nachrichten hört. Ich habe das inzwischen aufgegeben. Möchte diese Nachrichten nicht mehr wegdrücken, sondern anhören und einordnen. Ich möchte wissen, wo ich stehe, wissen, wo andere stehen und wie andere damit umgehen. Eine Wehrhaftigkeit entwickeln. Lernen, ein Wissen und die Voraussicht auf komplexe Zusammenhänge konstruktiv zu nutzen. Ich möchte sehen und verstehen, wo es Anfänge des Veränderns geben kann. Wo es diese schon gibt.

Ich würde gern den Begriff Krise umdeuten, nicht als eine Gefährdung, die uns vor Angst erstarren lässt. Sondern Krise als eine Zeit verstehen, in der Veränderungen stattfinden, und wir gefordert sind, diese aktiv zu gestalten.


Dazu spielt:


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