Sehr witzig! Über einen wichtigen Kitt von Gemeinschaft
„Jana, sag mal: sehr witzig!“ Diesen Satz hörte ich als Kind bei Familienfeiern recht häufig. Und damit hatten die Anverwandten in der Regel erreicht, was sie wollten. Denn selten konnte ich mir verkneifen, mit „Sehr witzig“ zu antworten – die Arme verschränkt, das Gesicht verzogen, der Ton genervt. Alle lachten, außer ich. Und so ist neben diesem Spruch auch ein verkniffenes Gesicht in die Geschichtsbücher meines Lebens eingegangen. Dabei würde ich behaupten, dass ich viel Humor besitze. Heutzutage ertappe ich mich jedenfalls oft beim Lachen, am liebsten mit anderen zusammen.
Lachen ist gesund und Humor eine Eigenschaft, die auch helfen kann, die dunkelsten Momente zu überstehen. Es bringt einen Hauch Leichtigkeit in eine schwere, festgezurrte Sicht auf die Dinge. Manchmal entlädt sich auch eine Angespanntheit, die wir oft in unserem Alltag ansammeln in einem herzhaften Lachen, wenn wir die eigene Situation auf die Schippe nehmen. Wir nutzen Humor, um unsere Unsicherheit zu überspielen. Wir erzählen einen Witz, wenn wir nicht weiterwissen. Verziehen das Gesicht zur Grimasse, um jemanden aufzumuntern. Humor ist im Grunde ein echtes All-Round-Talent.
Wo ist er also hin? Mag so manch eine oder einer fragen, mit Blick auf die harten Kommentare, Zurechtweisungen und Beleidigungen in den viel zitierten Social Media-Kanälen. Und nein, ich meine hier auch nicht Zynismus, Häme oder Spott. Ich denke, das ist ein großes Missverständnis. Humor schließt das Wissen, über die eigene Fehlbarkeit ein, er urteilt nicht, sondern weicht Urteile auf, hat eine großzügige Sicht auf die Welt. Er ist warm und weich, fast liebevoll, kitzelt uns, bis er sich schließlich in einem ansteckenden Lachen ergießen kann.
Aber eine weitere Zutat von Humor halte ich für unerlässlich: Vertrauen, gegenüber sich selbst und anderen. So mag eine humorvolle Kontaktaufnahme, die zu unsicher wirkt, gern missverstanden werden. Zu tief sind vielleicht eigene Wunden, und Humor ein Schutzschild, hinter dem sich ein Mensch versucht zu verstecken. Dann kann ein Gespräch zu einem Spießroutenlauf werden: Wenn die Witze immer derber werden, und sich in Unverständnis, gar Wut wandeln. So ist mir das schon ein ums andere Mal passiert und dann heißt es wohl am besten nachfragen, ob ich meiner Gesprächspartnerin, meinem Gesprächspartner zu nahegetreten bin.
Dieses Vertrauen zu gewinnen, scheint umso schwieriger, da wir im virtuellen Raum die Menschen nicht, oder kaum kennen, die kommentieren. Zudem fehlt beim geschriebenen Wort, das Lächeln, eine warme Stimme oder das Augenzwinkern, auch wenn ein gut platzierter Smiley zumindest Milderung verspricht. Und ich denke, etwas Überforderung schwingt auch mit, aufgrund des Anspruchs bei gleichzeitiger Unmöglichkeit sich mit allen Themen adäquat und angemessen zu befassen und darauf zu reagieren. Das schreit gerade zu nach einem Witz…
… aber, oder, und… – Schreib mir gern deine Gedanken und Erfahrungen: info@janaberwig.de