Meistens will ich Widerstand leisten. Widerstand ist irgendwie in meinen Genen einprogrammiert und wurde in meiner Kindheit gestärkt, weil es so viele Regeln gab. Ich habe mich oft ausgeschlossen gefühlt von Gesprächen, von der Welt der Erwachsenen und musste lange darum kämpfen, erhört zu werden. Nun denke ich mit zunehmen Alter darüber nach, ob das jetzt gut oder schlecht war. Letztendlich hat es mich auch gemacht, wie ich bin, und daran kann ich inzwischen selten noch Schlechtes finden.

Jedenfalls würde der Widerstand in mir sagen: Schön, dass mit dem Frauentag, gut, dass Frauen eine besondere Bedeutung bekommen an einem Tag, ins Licht gerückt werden, besonders geehrt. Aber ich möchte niemanden ausschließen!

Doch heute morgen bin ich aufgewacht und mein Herz ist ganz warm und weich, und ich spüre den Wunsch meine Verbundenheit auszudrücken zu Frauen. Ich denke an meine Mutter, deren riesengroßes Herz kaum durch eine Tür passt. Ich denke an meine kleine Schwester, die es schafft mich in Momenten absoluter Verzweiflung abzuholen und auf die Beine zu stellen. In denke an eine Mentorin, die mir in meinem ersten Berufsleben, als ich für die Diakonie tätig war, großen Halt gegeben hat – die mich geführt und an mich geglaubt hat, obwohl ich das nicht tat. Mit ihr habe ich mich ich in den letzten Wochen ein ums andere mal getroffen und wir haben lange tiefe Gespräche geführt. Ich habe heute morgen mit einer Freundin geschrieben, und fühle mich verstanden, wenn ich über meine Gefühle spreche. Und mir tut gut, dass es diesen Raum gibt, über die eigenen Gefühle sprechen zu können. Mir fällt meine Nachbarin mit ihrer kleinen Tochter ein, der ich immer wieder auf dem Treppenabsatz begegne, die immer ein wertschätzendes Wort für mich hat und die ich ohne Umschweife anrufen kann, wenn es mir nicht gut geht.

Sie alle sind für mich Pionierinnen für Offenheit und Herzlichkeit, Zugewandtheit. Denn solche Eigenschaften sehe ich persönlich als größte Waffe für ein bessere Welt. Und diese liegen nach wie vor zu einem großen Teil in der Hand von Frauen. Hoffentlich dringen sie weiter durch zu allen Menschen.

Und so lege ich heute meinen Widerstand ab und sage allen Frauen, und denen, die sich mit Frauen verbunden fühlen. Weiter so! Und einen wunderschönen Tag auf getragenen Händen.

 


… aber, oder, und… – Schreib mir gern deine Gedanken und Erfahrungen: info@janaberwig.de