Ich habe gelogen. Ich habe etwas nicht getan, was ich angekündigt habe. Also, falls das schon eine Lüge sein sollte. Jedenfalls ist es nicht meine Art. Wenn ich Glück habe, zählt das noch unter: Vorsätze, die nicht eingehalten wurden. Trotzdem habe ich entgegen meinen eigenen Ansprüche gehandelt, denn: Ich habe nicht mal Bescheid gesagt, dass ich es nicht oder noch nicht tue. Das ein oder andere Mal hatte ich bereits die Finger auf den Tasten, um dann doch die Löschen-Taste zu bedienen, und es zu vertagen. Sei es das Versprechen einzulösen oder wenigstens zu gestehen, dass ich das Versprechen momentan nicht einlösen kann. Stattdessen habe ich die Idee des ‘Etwas-Nicht-Tuns’ weiter reifen lassen und begonnen diese auszureizen.

Jetzt bin ich endlich bereit für ein Geständnis: Ich brauchte die Zeit für mich. Fernab des Drucks, den ich oft mit den Sozialen Medien verbinde: Sich zu zeigen, zu offenbaren. Bereit zu sein für fremde Urteile und Einordnungen. Bereit zu sein für Likes oder das Fernbleiben von Likes. Es geht auch um die Reizüberflutung aus dem schier endlosen virtuellen Bericht- und Meinungsraums, die die eigene Stimme schwächen kann, so dass ich mich nicht in der Lage fühlte, wirklich produktiv damit zu arbeiten.

Für alle, die sich fragen, was ich nicht getan hätte: Es geht um meinen regelmäßigen Blog, den ich nach einer angekündigten Sommerpause und einem kurzen Aufflackern im Spätsommer nicht weitergeführt habe. Das lag gar nicht daran, dass mir nicht nach wie vor unzählige Gedanken zu den verschiedensten Themen durch den Kopf gehen. Es lag einfach daran, dass ich es nicht gemacht habe. Stattdessen habe ich mich anderen Dingen gewidmet, habe auf mich geschaut und bin mehr auf Menschen in meiner Umgebung zugegangen, habe mich akklimatisiert und gestärkt.

Nun, da das Jahr zu Ende geht, nehme ich es als Anlass, mich wieder zu öffnen. Und versuche zurückzuschauen, was eigentlich los war, davor. Ja, was war eigentlich davor? Das Jahr über 2022…

Ich finde es wirklich schön, dass ich inzwischen vor allem im Hier und Jetzt bin, dass Vergangenes vergangen bleibt. Auch wenn ich mich durchaus damit auseinandersetze: Ich ziehe Schlüsse daraus oder sehe, wie das Vergangene einen Strahl durch die Gegenwart in die Zukunft wirft. So würde ich jedenfalls das nachgeholte Record-Release-Konzert im Privatclub im Juni bewerten. Dafür hatte ich eine Band zusammengestellt und war dann überrascht, dass das Konzert selbst, für mich persönlich gar nicht sonderlich befriedigend war, sondern ich es inzwischen als einen von mehreren Entwicklungsschritten im Verlauf der Zeit und meines beruflichen Werdegangs werte. Damit meine ich die intensive Vorbereitung der Veranstaltung und die weitere Arbeit mit der Band. Das waren dann eher die Highlights und nicht das, was ich eigentlich als Highlight erwartet hatte.

Ich stelle außerdem fest, dass dieses Jahr insgesamt sehr ereignisreich war. Darüber habe ich mich schon mit mehreren Menschen ausgetauscht, die meinten: Mensch, war ja echt viel los in 2022! Ich habe zum Beispiel einige Dinge, die Anfang des Jahres passiert sind, gar im Vorjahr verortet, weil mir das schon wie eine Ewigkeit her erscheint. Wie die Veröffentlichung des Remote-Albums Knallwach im Februar. Ob sich unsere Wahrnehmung, die zusammengeschrumpft war auf zwei Corona-Jahre erst wieder an die Reichhaltigkeit des sozialen Lebens gewöhnen muss?

Apropos Corona, jetzt wo die großzügigen Hilfen für Selbständige auslaufen und Auftritte wieder möglich sind, ist Eigeninitiative gefragt. Auch daran muss ich mich irgendwie erst gewöhnen, obwohl ich gleichermaßen merke, dass ich bereit dafür bin. Das Leben als Musikerin bleibt ein finanzieller Balance-Akt. Aber der richtige Schwung ist da. Es bahnen sich beispielsweise schöne musikalische Bekanntschaften an, die mich inspirieren, wie die mit Amalia Chikh und auch Illute habe ich etwas besser kennenlernen dürfen. Ich schreibe außerdem an neuen Songs für das nächste Album. Das fällt mir gerade sehr leicht. Ich werde wieder aktiv Auftritte akquirieren, neben meiner Tätigkeit als Gesangs- und Songcoach, die sich hoffentlich auch gut weiter entwickeln wird… Und der Blog, na, abgeschrieben ist er nicht, genauso wenig wie die Idee einen Podcast zu machen.

Lassen wir uns also überraschen, wie es 2023 weitergeht!

Alles Liebe und Gute für Euch bis dahin, Eure Jana

Dazu spielt mein All-Time-Favorite Silvester-Song “New Year’s Eve”:


… aber, oder, und… – Schreib mir gern deine Gedanken und Erfahrungen: info@janaberwig.de