Letztens habe ich mit einer Freundin darüber gesprochen, was eigentlich alles schiefgelaufen sein kann, und warum wir unser Potential nicht ausschöpfen. Warum ist man oder frau nicht die Person, die er oder sie eigentlich sein könnte. Warum tragen wir uns mit so vielen Unzulänglichkeiten, Zweifeln… Kompromissen herum, wissen wir doch inzwischen – theoretisch – wie die perfekte Version von uns aussehen könnte und auch, was dafür zu tun wäre.

Dazu fällt mir als erstes eine Gegenfrage ein: Wieso sollte es um das Streben nach einer Art Idealvorstellung gehen? Wäre es nicht cooler, sich selbst (Königsklasse) und andere so zu akzeptieren, wie sie sind, anstatt einen Effizienzmaßstab anzusetzen? Wenn ich beispielsweise einen Job mache, bei dem ich nicht sonderlich gut entlohnt werde. Oder wenn ich ein Elternteil zu Hause pflege, und damit meine eigenen Bedürfnisse zurückstelle. Oder wenn ich eine – partnerschaftliche oder freundschaftlichen – Beziehung aushalte, in der ich spüre, dass mein Freund oder Partner sehr belastet ist.

Es wäre gut, das ‘formal Richtige’ zu tun – einen besser bezahlten Job zu suchen, den Vater ins Heim zu geben, die Beziehung zu beenden. Aber zu welchem Preis? Außerdem kann es schwerfallen, zu unterscheiden, ob wir eigentlich ein schlechtes Gewissen haben, weil wir denken, dass wir am gesellschaftlichen Maßstab vorbeileben oder ob wir wirklich ein Problem haben. Und wenn, dann welches von den vielen?!

Von außen betrachtet liegt eine Lösung schnell auf der Hand, doch der Mensch ist ein sehr komplexes Wesen. Der Großteil des menschlichen Bewusstseins im Unbewussten… geprägt von Familie, Umfeld und eben den gesellschaftlichen Erwartungen. Eine lebenslange Herausforderung sich zurechtzufinden und herausfinden, wer ich bin und sein möchte. Den eigenen Prägungen zu begegnen und sich damit auseinanderzusetzen, ein langer Prozess.

Ich habe mir schon ein ums andere Mal vorgestellt, wie das wäre, wenn ich stringenter meine beruflichen Aufgaben erledigen würde. Anstatt mich ablenken zu lassen von dieser oder jener Anfrage – die ich nicht immer nach der Bezahlung bemesse – oder der ein oder anderen Verabredung, die mir manchmal gar nicht so in den Kram passt, aber spüre, dass die Menschen, die auf mich zukommen, ein Anliegen haben… Denn letztendlich ist das mein Lebenselixier: Austausch, Gespräche, alles was das menschliche Miteinander ausmacht… Es bereichert, motiviert und inspiriert mich. Und so wird das schon alles seinen Platz haben und seine Zeit, streichle ich das Unbewusste…

Oft vergessen wir, dass das Leben kein bestimmtes Ziel verfolgt. Es ist einfach da. Wir füllen es mit bestimmten Vorstellungen, Ansprüchen, Bewertungen. Fragen, was gut ist. Dabei sollte die Frage eher lauten: Geht es mir gut und womit kann ich leben. Das mag ineffizient sein, aber vielleicht fühlt es sich richtig an, jedenfalls für eine bestimmte Zeit. Ich stelle mir vor, dass in dieser Komplexität des Menschen auch viele Schutzmechanismen greifen, uns bewahren, puffern und sogar führen können. Auch wenn wir das erst viel später verstehen, einiges vielleicht nie ganz begreifen werden.

Dazu spielt:


… aber, oder, und… – Schreib mir gern deine Gedanken und Erfahrungen: info@janaberwig.de