Letztens hat mir eine Bekannte erzählt, dass sie sich für ihren Sohn wünscht, dass er glücklich ist. Ich habe geantwortet, dass ein solcher Wunsch von Eltern, so simpel er scheinen mag, im Prinzip unmöglich zu erfüllen ist. Denn: Welcher Mensch ist schon immer glücklich?

Dabei ist es wirklich ein großer Fortschritt, wenn es „nur“ darum geht. Wenn sich Eltern nicht (mehr) wünschen, dass ihr Kind einen bestimmten Beruf ergreift, einen sicheren Job hat, eine Familie gründet, wenigstens eine Partnerschaft hat – also Statussymbole erfüllt, die an eine Vorstellung vom erfolgreichen, glücklichen Leben geknüpft sind. Nach dieser Logik könnte der Wunsch von Eltern, dass ihr Kind glücklich sein möge, beinah verzweifelt wirken, wenn er so verstanden wird: Ich habe nun schon aufgegeben, dass dein Leben meinen (oder den gängigen) Vorstellungen entsprechen wird, aber hoffentlich geht es dir gut damit.

Und da liegt der Kern. Glück zu finden, das abseits von normativen Glücksparametern liegt, kann eine echte Herausforderung sein. Ich bin selbst lange dem großen Glück, den gesellschaftlich anerkannten Parametern, hinterhergelaufen, und habe mich immer gefragt, wie es mir gelingen möge dieses Glück zu finden. Erfolglos. Stattdessen bewege ich mich inzwischen auf einem anderen Pfad, meinem eigenen. Und manchmal bin ich geduldiger, manchmal ungeduldiger, dies meinen Mitmenschen zu erklären. Weil ich mich mit entsprechenden – in meinen Ohren kritischen – Nachfragen, oft in die Ecke gedrängt gefühlt habe und das Gefühl bekam, mich rechtfertigen zu müssen. Bis ich selbst eine klare Haltung zu meinem Lebensweg entwickelt habe.

Auch meinen Eltern gegenüber bin ich dazu übergegangen, sie mit der bitteren Wahrheit zu konfrontieren: Ich fühle mich nicht immer glücklich. Manchmal bin ich sogar total unglücklich… Ich bin wütend, ich habe Angst, ich weiß nicht, wie es weiter geht. Das war ein harter Prozess, denn wer will seine Eltern schon enttäuschen?! Dafür gebe ich ihnen etwas anderes: Ich lasse sie daran teilhaben, wie es mir wirklich geht. Und muss sagen, das hat uns nähergebracht.

Und in einer solchen Herangehensweise, kann mein persönliches Glück viel besser wachsen. Wenn ich es nicht im Außen suche, sondern in meinem Inneren. Trotzdem empfinde ich – nach wie vor – nicht jeden Moment als Glück und schäme mich manchmal dafür, weil ich weiß, dass ich alles habe, was ich brauche. Weil ich weiß, dass es anderen Menschen formal gesehen viel schlechter geht, sie täglich große existenzielle Herausforderungen bewältigen, vielleicht um ihr Leben bangen müssen.

Aber auch diese Reflexion kann mir weiterhelfen: Zu sehen, dass ich gesegnet bin, mit einem Alltag, in dem es nicht ums bloße Überleben geht. Überhaupt, dass ich geboren wurde, dass ich leben darf, ein tolles Glück, eine tolle Erfahrung. Es ist Glück, dass es Menschen gibt, die ich mag, die mich mögen, mit denen ich Zeit verbringen darf. Es ist Glück, dass die Sonne scheint und Wärme spendet. Es ist Glück, dass es regnet und die Erde begrünt. Es ist Glück, dass…

Wenn ich mir einen Moment Zeit nehme, das zu erfassen, kann ich sagen: Ich habe mein Glück gefunden.

Dazu spielt: Das Leben ist


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