Mensch und Natur. Kampf der Giganten
Höre ich die Beiträge zum aktuellen Weltklimabericht, wird mir ganz schummrig vor den Augen. „Apocalypse Now“ heißt es da, und zwar sehr bildlich und ganz konkret. Mit der bevorstehenden Apokalypse, das wissen wir ja schon länger. Nun macht es den Eindruck, als ob die Natur uns in immer größeren Dosen klarmacht, wer die Hosen anhat, oder den Rock, oder einfach: wer am längeren Hebel sitzt. Und das schneller als gedacht, die Temperaturerhöhung der Erde um 1,5 Grad haben wir anscheinend schon fast hinter uns gelassen, mit unserem Fortschrittsdenken. Auch ganz praktisch erleben wir gerade die möglichen Konsequenzen von Klimaveränderungen, die sich zukünftig verschärfen können: Hitzewellen, Dürren, Waldbrände. Möglicherweise auch Flutkatastrophen, deren Ausmaße noch dadurch befördert werden, dass Menschen bei der Bebauung, jegliche natürliche Grenzen ignorieren. Wie sich Berichterstattungen mit den erhobenen Zeigefingern und klugen Erklärungen nur so überbieten. Und der ewigen Suche nach dem oder der Schuldigen, anstatt mal anzufangen, nach vorn zu arbeiten.
In Deutschland fallen schon kleine Schritte schwer, aus Angst und Sorge, Wähler und Wählerinnen zu verprellen. Selbst eine allgemeine Tempobeschränkung von 130 km/h nütze nicht genug, um diese umzusetzen, so die Argumentation der Regierung. Bisher jedenfalls. Obwohl das ein Signal wäre, wenigstens eine konkrete Maßnahme, die über die immer ambitionierten Klimaziele zur CO2-Begrenzung hinaus gehen würde. Und die Leute auf Linie bringt. Neue Parole: Zukunft nachhaltig gestalten, anstatt von der Zukunft überrollt zu werden. Sprache könnte diesbezüglich umgedacht werden. Zum Beispiel: Wir besitzen Land nicht, wir haben es von der Erde gepachtet. Um ein neues Bewusstsein zu entwerfen.
Doch der Blick auf die Geldwirtschaft versperrt nach wie vor die Sicht darauf, was wirklich zählt. Die Angst um den Arbeitsplatz fühlt sich unmittelbarer an, als die Vorstellung, den Lebensabend für sich und eine Zukunftsperspektive für die eigenen Kinder gestalten zu wollen. Beschwerden, dass ein Umdenken und anderes Handeln, die Freiheit beschränken würde, kann ich nicht nachvollziehen. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass im Grundgesetz das Recht auf ein eigenes Auto oder das Recht zu fliegen verankert sind. Dabei wird diese sogenannte Freiheit nach und nach ohnehin beschränkt werden. Vielleicht sogar gravierend. Und da sind wir gerade mal in Deutschland. Der Blick auf die Welt und der Machtanspruch anderer Nationen, die sich profilieren wollen… Es fällt schwer einen Punkt zu finden, an dem Mensch anfangen kann.
Fortschritt hat sicher sein Gutes. Wie ich hier am Laptop vom Sofa meiner – zwar unsanierten aber doch gemütlichen – Zwei-Zimmer-Wohnung bestätigen kann. Heutzutage können vergleichsweise viele Menschen von einer Art Wohlstand profitieren, sie müssen sich nicht um ihr Überleben sorgen. Zu sehr haben sich alle an dieses neue Leben gewöhnt. Die, die noch nicht genug vom Kuchen abbekommen haben, streben danach. Und es ist gut und richtig, dass die westlichen Gesellschaften, die Grundidee verfolgen, jedem Menschen die Möglichkeit geben zu wollen, sich zu entfalten.
Plan B bleibt, zu lernen mit Katastrophen zu leben. Auch das hieße Entbehrungen und Unsicherheiten in Kauf nehmen. Dafür müssten wir an unserem Bewusstsein arbeiten, uns Zeit nehmen, auf unser Leben zu blicken. Was dann in der Konsequenz wohl wieder mehr Demut dem Leben und Lebensstandard gegenüber implizieren und uns helfen würde, anders zu wirtschaften.
Letztendlich bleibt eines gewiss: Wir haben keine Kontrolle über das Leben, auch wenn die fortschrittlichen Gesellschaften das in den letzten Jahrzehnten sehr gut ausgeblendet und wir uns einen dicken Speckmantel angefressen haben. Ich versuche mich nicht zu sehr verunsichern zu lassen, aber wohl fühle ich mich damit nicht. Ich schaue auf mein Leben, genieße die Zeit, die ich mit Familie und Freunden verbringen kann. Das wird sich auch nicht ändern, selbst wenn sich vieles ändern mag.
Dazu spielt:
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