Notbremse. Über ein erdrückendes Gefühl.
Der Versuch, es zu ignorieren ist sinnlos. Auch wenn ich mein Bestes tue. Meine Tage gestalten sich gerade sehr ruhig und ich versuche es anzunehmen, mich nicht nur zu zerstreuen, nicht nur der Uhr hinterher zu sehen, sondern diese Zeit für mich zu nutzen und auch zu schätzen. Trotzdem sehne ich mich immer stärker nach einem Danach und fürs Erste wenigstens nach etwas Entlastung.
Doch das scheint nach wie vor in weiter Ferne. Denn es werden erneut Maßnahmen diskutiert, das soziale Leben weiter einzuschränken, aufgrund aktuell steigender Zahlen. Jetzt also Ausgangssperre ab 21 Uhr. Ich persönlich denke, auch mit neuen Einschränkungen wird es schwer, die Zahlen zu senken. Es ist eben nicht wie vor einem Jahr, als noch niemand etwas über das Virus wusste und in einer Art Schockstarre alle zu Hause geblieben sind. Außerdem kommt nach einem langen Lockdown-Winter der Frühling. Das Wetter schafft eine Aussicht, die von politischer Seite leider überhaupt nicht mitgedacht wird. Und inzwischen ist klar, dass ein Leben mit Corona – irgendwie – möglich ist.
Das eingeschränkte Leben, perspektivlos weiter einzuschränken – vielleicht nach bereits überstandener Erkrankung, vielleicht nach der bereits verabreichten so hoch gepriesenen Impfung – wirkt wie ein Schlag ins Gesicht und macht mürbe und wütend.
In einer Diskussion darüber werden an dieser Stelle häufig, das belastete Krankenpersonal und die ausgelasteten Intensivbetten zitiert. Das ist furchtbar! Wer will schon, dass Menschen sterben, wer wollte das jemals? Ich wünsche auch jedem Menschen, der im Gesundheitssektor tätig ist, dass sie oder er sich Zeit nimmt für die eigene Gesundheit und Regeneration! Und natürlich ist es wichtig und richtig, zu überlegen, wie die Belastung des Gesundheitssystems eingedämmt werden kann. Aber dafür sollte Politik anfangen zu überlegen, wie die Bevölkerung in ihrer aktuellen Lebenssituation und Lebenswirklichkeit besser abholt werden kann.
Da denke ich zum Beispiel an offenkundig überflüssige Maßnahmen, die einem das Gefühl geben, verarscht zu werden. Schnell-Test als Eintrittskarte für den Einkauf im Baumarkt, wo sich nebenan im Supermarkt die Menschen drängen. Auch in einen kleinen Laden, in den nur 3-4 Leute mit den Abstandsregeln reindürfen, soll man einen Termin machen und vielleicht sogar einen Test vorlegen. Draußen, an der Luft ist eine Ansteckungsgefahr gering. Darüber gibt es inzwischen eindeutige Erkenntnisse. Die Maskenpflicht auf Parkplatz und an anderen Plätzen finde ich nicht zielführend. Auch wenn ich an Sport draußen denke, frage ich mich, warum es in einer Gruppe mit Abstand keine Option ist. Und es gibt so viele andere Beispiele, die eine Schieflage zeigen.
Wir haben doch diese Milliarden Schnell-Tests, und das Impfgeschehen geht voran, ist es nicht an der Zeit, strategischere gezieltere Ansätze anzubieten? So dass nicht das Gefühl wächst, dass es viele Maßnahmen gibt, die anscheinend nicht viel bringen. Würde nicht mehr Ruhe reinkommen, und das Verständnis für bestimmte Maßnahmen wachsen, wenn es eine klare Perspektive gäbe, anstatt immer nur von Tag zu Tag mit bangem Blick auf nackte Zahlen zu schauen? Wenn man nicht nur Dauerdruck ausüben würde, so dass einige vielleicht schon aus Angst vor dem nächsten Lockdown, erst recht alles (aus)nutzen, was momentan noch erlaubt ist?
Ich möchte jedenfalls nicht mehr das Gefühl bekommen, wie ein kleines Kind behandelt zu werden, dass ständig das vermeintliche Fehlverhalten vorgehalten bekommt und dem gedroht wird. Sicher, es mag Menschen geben, denen alles egal ist, die sich an nichts halten – diese wird man aber auch mit weiteren Vorgaben und Einschränkungen nicht erreichen. Politiker sind nicht unsere strengen Eltern, sie sind Repräsentanten der Bevölkerung. Also sollten sie beginnen, sich in ihre Bürgerinnen und Bürger hineinzuversetzen, und eine politische Strategie an ein Leben mit Corona anzupassen.
… aber, oder, und… – Schreib mir gern deine Gedanken und Erfahrungen: info@janaberwig.de