Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett
Über Mord-Ermittlungen im TV
Ich gebe zu: Bei mir läuft recht häufig der Fernseher. Heutzutage behaupten Menschen: Was, Fernsehen? Nee, ich hab gar keinen Fernseher! Nur Netflix und Amazon Prime läuft ab und zu auf meinem Laptop – Sorry, Leute! Das ist auch Fernsehen! Heißt nur anders!
Ich kombiniere gern alte und neue Fernseh-Gewohnheiten. Stöbere in den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen, greife aber auch gern auf die neuen Streaming-Apps zurück. Ich bin eine Nicht-zu-leicht-Nicht-zu-schwer-Guckerin: Ich möchte nicht verstört, aber auch nicht für dumm verkauft werden. Ich freue mich einfach über gut gemachte Unterhaltung.
Krimis und Thriller zum Beispiel kann ich ganz gut schauen. Mit der Einschränkung, dass sie nicht zum tausendsten Mal allzu offensichtlich das gleiche Schema abspielen, sondern sich Macher, Macherinnen und, oder Schauspielerinnen, Schauspieler wenigstens Mühe geben… eine interessante Wendung einzubauen, oder die Hauptdarstellerinnen und -darsteller irgendwie charismatisch, wenigstens attraktiv rüberkommen. Da kann ich dann schon mal über andere Schwächen des Formats hinwegschmachten…
Was ich aber mit einigem Entsetzen immer wieder feststelle: Die TV- bzw. Streaming-Polizei kreiert sich ihre Verbrechen vor allem selbst. Da ist der erfahrene Sonderermittler, bei dem sich am Ende rausstellt – dass er seine Kollegen auf Trab und viele Menschen auf dem Gewissen hat, weil er einmal falsch abgebogen ist. Selbst wenn die zukünftigen Opfer schon vorab bekannt sind, gelingt es der Polizei in der Regel erst nach Vollzug der blutrünstigen Mordreihe, den Täter zu stoppen. Gerade fällt mir keine Täterin ein… Dafür aber, wieviel Reiz nach wie vor in der Darstellung junger, attraktiver Opfer von Sexual- oder wenigstens brutaler Gewaltverbrechen, zu liegen scheint.
Fortsetzungen von beliebten Krimi-Formaten werden unterdessen immer abstruser, denn die genialen Ermittler sind natürlich allesamt psychisch gestört, sozial inkompatibel, was pro Fortsetzungsfolge immer verquerere Ausmaße annimmt. Oder sie haben frühere Feinde, welche neuerdings in jeder zweiten Tatort-Folge späte Rache ausüben (wollen).
Ein weiterer Punkt, den ich krass finde: Wie selbstverständlich die Ermittler-Teams sich Eintritt verschaffen in Privathaushalte mit dem Hinweis – Na, sie dürfen schon ablehnen, aber dann kommen wir mit Durchsuchungsbefehl und sie können Gift drauf nehmen, dass dann hier kein Stein auf dem anderen bleibt! Ganz zu schweigen, von den Drohungen, Bedrohungen und sonstig fragwürdigen Methoden im Verhörraum. Die Vorgesetzten dulden das grenzüberschreitende Verhalten ihrer längst suspendierten Ermittlerinnen und Ermittler, wenn es der Sache dienlich scheint.
Insgesamt entsteht für mich der Eindruck, dass ohne diese ganzen Ermittlungen, die Welt ein friedlicherer Ort sein könnte. Und denke als Zuschauerin: Meine Fresse, ich hoffe mal, das ist nur im Film so.
Dazu spielt: Der Seemann und das Meer
… aber, oder, und… – Schreib mir gern deine Gedanken und Erfahrungen: info@janaberwig.de